Montag, 18. November 2013

Daniel Jung: Westfälischer Vikar war in Busan dabei

Der Ort der Versammlung war mit Bedacht gewählt. Dass Korea ein geteiltes Land ist, dass es auch 60 Jahre nach Ende des Koreakrieges nur einen Waffenstillstand, aber keinen Frieden gibt, ist ein anhaltender Schmerz für die Menschen in diesem kleinen Land. Und so wurde in fast jeder der Andachten für die Wiedervereinigung mit Nordkorea gebetet. Die Einheit Deutschlands, so wurde in vielen Gesprächen deutlich, ist für die Menschen in Korea ein Hoffnungszeichen, dass auch die Teilung ihres Landes überwunden werden kann.
 Eine ganz besondere Idee hatten die gastgebenden Kirchen in Korea im Vorfeld: Ein Peace Train, ein Friedenszug, könnte doch von Berlin nach Busan fahren. Einer, der wesentlich dazu beigetragen hat, dass diese Idee Wirklichkeit wurde, ist Daniel Chan Jung, Vikar aus Westfalen. Während seines Sondervikariats beim koreanischen Kirchenrat in Seoul hat er ein Jahr lang die Vollversammlung mit vorbereitet und auch den Peace Train mitorganisiert.
Drei Wochen vor der Vollversammlung war es dann soweit: Mehr als 130 Personen machten sich in Berlin auf den Weg nach Korea. Auf der Fahrt fanden Sonntagsgottesdienste auf dem Gang statt, Morgenandachten in den Abteilen. Auch Gesprächsgruppen und Filme zum Friedensthema waren organisiert. Daniel Chan Jung ist selbst überrascht, dass das Zusammenleben im Zug auf engstem Raum ohne Konflikte vonstatten ging. Vielleicht lag es am starken Friedenswillen der Teilnehmenden. „Ich habe mich sehr gesegnet gefühlt durch die Teilnehmer“, sagt er, noch immer deutlich berührt. Station gemacht wurde jeweils für zwei bis drei Tage in Moskau, Irkutsk, Peking Dandong, Incheon und Seoul. 
 In Rußland habe die Russisch-Orthodoxe Kirche die Aktion sehr unterstützt, Visa und Unterkünfte besorgt und eine gemeinsame Tagung in Moskau zu Fragen von Gerechtigkeit und Frieden organisiert. Im sibirischen Irkutsk, am Baikalsee,  sei es dann vor allem um ökologische Fragen gegangen.
Die ursprüngliche Idee, auch durch Nordkorea zu fahren und in Pjöngjang zu einem Friedensgebet zusammenzukommen, konnte leider nicht verwirklicht werden. Bis zuletzt habe es Gespräche mit den Kirchen in Nordkorea gegeben. Gescheitert sei die Idee aber nicht nur an der nordkoreanischen Seite, betont Jung, sondern auch an Hardlinern in Südkorea. Stattdessen kam man an der chinesisch-koreanischen Grenze mit einer koreanischen Exilgemeinde zusammen und feierte dort gemeinsam einen Friedensgottesdienst. Und schließlich wurde der Peace Train in Busan von Teilnehmern der Vollversammlung freudig empfangen und auch mit einem Gottesdienst begrüßt. Der PeaceTrain – eine tiefe Erfahrung nicht nur für die Menschen, die ganz oder Teilstrecken mitgefahren sind. Auch auf dem Madang war der Stand, an dem Teilnehmer über ihre Friedensfahrt berichteten, rege besucht. Sicher auch eine erste Etappe auf dem Pilgerweg für Gerechtigkeit und Frieden, zu dem die Vollversammlung alle Kirchen der Welt für die kommenden Jahre eingeladen hat.
Die Beschlüsse der ÖRK-Vollversammlung kann man hier nachlesen: http://www.oikoumene.org/en/resources/documents/assembly/2013-busan/adopted-documents-statements

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