From Times Square to Timbuktu - so lautet der Titel eines Buches, das ich mir gerade gekauft habe. Geschrieben hat es Wesley Granberg- Michaelson, den ich in meiner "Ecumenical Conversation", dem viermal stattfindenden ökumenischen Gespräch zum Thema "Zur Einheit berufen - neue ökumenische Landschaften", kennengelernt habe. Worum geht es?
Das Christentum weltweit verändert sich: Weltweit wachsen die Kirchen, besonders in Ländern des globalen Südens, während sie in Europa und Nordamerika schrumpfen. Der Schwerpunkt der weltweiten Christenheit verschiebt sich vom Norden in den Süden, von den wohlgeordneten Kirchen der Reformation hin zu Pfingstkirchen und Kirchen, die oft gar keiner der klassischen Denominationen angehören. Mittlerweile ist ein Viertel aller Christen Mitglied einer Pfingstkirche oder einer charismatischen Kirche. Wir erleben die Entwicklung eines postchristlichen Westens und das rasante Wachstum eines nicht-westlichen Christentums. Im Weltchristentum entstehen neue Trennlinien - geographisch, theologisch, institutionell und zwischen Generationen. Für die Suche nach christlicher Einheit liegt darin eine besondere Herausforderung. All diese Kirchen sind nicht Mitglieder des ÖRK.
Zugleich kommen Christinnen und Christen aus diesen Kirchen nach Europa: Als Flüchtlinge, als Missionare etc.
Was ändert sich für die Ökumene, was für unsere Kirchen, wenn wir diese Herausforderung ernst nehmen? Die Debatte, die wir hierzu hatten, war naturgemäß breit gefächert, aber sehr anregend.
Das Global Christian Forum
Einer der Schritte, die aus dem ÖRK heraus entstanden sind, ist die Gründung des "Global Christian Forum", des weltweiten christlichen Forums. Einer Anregung von Konrad Raiser, dem ehemaligen Generalsekretär des ÖRK folgend, wurde zu einem Forum, zu einem neutralen Raum, eingeladen. Die Einladung ging bewußt an Kirchen, die nicht dem ÖRK angehören. 2000 fand ein erstes Treffen von Anglikanern, Katholiken, Evangelikalen, Orthodoxen, Pfingstlern und klassischen Protestanten in den USA statt - um überhaupt einmal miteinander ins Gespräch zu kommen.
2007 fand das erste weltweite Forum in Limuru / Kenia statt mit 230 kirchenleitenden Personen aus den unterschiedlichsten Kirchenfamilien, vor allem mit dem Ziel, diejenigen ins Gespräch zu bringen, die bislang keinerlei ökumenischen Kontakte unterhielten. Ein zweites globales Treffen gab es 2011 in Manado / Indonesien. Es war faszinierend, von den Initiatoren (der oben genannte Buchautor ist einer davon) und Teilnehmern die Geschichten der Begegnung zu hören. Es ist keine Geschichte theologischer Annäherung! Es ist aber die Geschichte wachsenden Vertrauens und vertrauensvoller Beziehung!
Dieses gewachsene Vertrauen und der Respekt vor dem Glauben und der Glaubenstradition der anderen ist hier auf der Vollversammlung deutlich spürbar - zum Beispiel daran, dass der Präsident der Pentecostal World Fellowship, Dr. Prince Guneratnam, ein Grußwort gehalten hat, ebenso wie der Direktor des Lausanne Kommittees für Weltevangelisation, Dr. Michael Oh, und Dr. Thomas Schirrmacher, der Vorsitzende der theologischen Kommission der Evangelischen Allianz (der sich übrigens sehr deutlich von den sich auch evangelikal nennenden Demonstranten abgrenzte, die am Eröffnungstag lautstark den ÖRK zum Verlasssen des Landes aufgefordert hatten).
Was wäre, wenn wir solche Foren auch in unseren Städten und Regionen hätten? Wenn wir als ACK alle anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften einlüden, um einander kennen zu lernen - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Das Globale Christliche Forum ist in jedem Fall inspirierend für den eigenen Kontext, die eigene Kirche.
Die Grußworte findet man übrigens hier: https://www.oikoumene.org/en/resources/documents/assembly/2013-busan/messages-to-the-assembly
Und das Globale Christliche Forum: http://www.globalchristianforum.org/
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