Montag, 18. November 2013

Daniel Jung: Westfälischer Vikar war in Busan dabei

Der Ort der Versammlung war mit Bedacht gewählt. Dass Korea ein geteiltes Land ist, dass es auch 60 Jahre nach Ende des Koreakrieges nur einen Waffenstillstand, aber keinen Frieden gibt, ist ein anhaltender Schmerz für die Menschen in diesem kleinen Land. Und so wurde in fast jeder der Andachten für die Wiedervereinigung mit Nordkorea gebetet. Die Einheit Deutschlands, so wurde in vielen Gesprächen deutlich, ist für die Menschen in Korea ein Hoffnungszeichen, dass auch die Teilung ihres Landes überwunden werden kann.
 Eine ganz besondere Idee hatten die gastgebenden Kirchen in Korea im Vorfeld: Ein Peace Train, ein Friedenszug, könnte doch von Berlin nach Busan fahren. Einer, der wesentlich dazu beigetragen hat, dass diese Idee Wirklichkeit wurde, ist Daniel Chan Jung, Vikar aus Westfalen. Während seines Sondervikariats beim koreanischen Kirchenrat in Seoul hat er ein Jahr lang die Vollversammlung mit vorbereitet und auch den Peace Train mitorganisiert.
Drei Wochen vor der Vollversammlung war es dann soweit: Mehr als 130 Personen machten sich in Berlin auf den Weg nach Korea. Auf der Fahrt fanden Sonntagsgottesdienste auf dem Gang statt, Morgenandachten in den Abteilen. Auch Gesprächsgruppen und Filme zum Friedensthema waren organisiert. Daniel Chan Jung ist selbst überrascht, dass das Zusammenleben im Zug auf engstem Raum ohne Konflikte vonstatten ging. Vielleicht lag es am starken Friedenswillen der Teilnehmenden. „Ich habe mich sehr gesegnet gefühlt durch die Teilnehmer“, sagt er, noch immer deutlich berührt. Station gemacht wurde jeweils für zwei bis drei Tage in Moskau, Irkutsk, Peking Dandong, Incheon und Seoul. 
 In Rußland habe die Russisch-Orthodoxe Kirche die Aktion sehr unterstützt, Visa und Unterkünfte besorgt und eine gemeinsame Tagung in Moskau zu Fragen von Gerechtigkeit und Frieden organisiert. Im sibirischen Irkutsk, am Baikalsee,  sei es dann vor allem um ökologische Fragen gegangen.
Die ursprüngliche Idee, auch durch Nordkorea zu fahren und in Pjöngjang zu einem Friedensgebet zusammenzukommen, konnte leider nicht verwirklicht werden. Bis zuletzt habe es Gespräche mit den Kirchen in Nordkorea gegeben. Gescheitert sei die Idee aber nicht nur an der nordkoreanischen Seite, betont Jung, sondern auch an Hardlinern in Südkorea. Stattdessen kam man an der chinesisch-koreanischen Grenze mit einer koreanischen Exilgemeinde zusammen und feierte dort gemeinsam einen Friedensgottesdienst. Und schließlich wurde der Peace Train in Busan von Teilnehmern der Vollversammlung freudig empfangen und auch mit einem Gottesdienst begrüßt. Der PeaceTrain – eine tiefe Erfahrung nicht nur für die Menschen, die ganz oder Teilstrecken mitgefahren sind. Auch auf dem Madang war der Stand, an dem Teilnehmer über ihre Friedensfahrt berichteten, rege besucht. Sicher auch eine erste Etappe auf dem Pilgerweg für Gerechtigkeit und Frieden, zu dem die Vollversammlung alle Kirchen der Welt für die kommenden Jahre eingeladen hat.
Die Beschlüsse der ÖRK-Vollversammlung kann man hier nachlesen: http://www.oikoumene.org/en/resources/documents/assembly/2013-busan/adopted-documents-statements

„Wir haben den festen Willen, uns miteinander auf den Weg zu machen“


Diesen Artikel habe ich am Ende der Vollversammlung für unsere westfälische Kirchenzeitung "Unsere Kirche" geschrieben:

„Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“. Die 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen fand in Busan / Korea statt.

 
„Wir haben den festen Willen, uns miteinander auf den Weg zu machen“, heißt es in der abschließenden Botschaft der Vollversammlung. Zu einem Pilgerweg für Gerechtigkeit und Frieden werden alle Kirchen weltweit eingeladen, und als Pilgerweg verstand sich schon die Vollversammlung selbst. Etwa 4.000 Menschen aus aller Welt hatten sich auf den Weg gemacht, um in Gebeten und Andachten, in Workshops und bei Vorträgen, in Bibelarbeiten und ökumenischen Gesprächen  miteinander den drängensten Fragen für die Kirchen nachzuspüren. Um das Zuhören und das Wahrnehmen ging es dabei zuallererst: Um die Situation der Christinnen und Christen im Nahen Osten ging es, um die Haltung der Kirchen zu Menschen mit HIV und AIDS, um Kernenergie und Atomwaffen in Asien, um Gewalt gegen Frauen und Kinder in Kriegssituationen, vor allem im Kongo. Ein Höhepunkt war zweifellos der Auftritt der Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee aus Liberia, die über den gewaltfreien Kampf der Frauen in Liberia berichtete, der 2003 für das Ende des Bürgerkrieges eine entscheidende Rolle spielte. Aber auch über ein erneuerters Verständnis von Mission wurde diskutiert. Lebendig war der Austausch vor allem auf dem Madang – benannt nach dem Innenhöfen koreanischer Häuser -, wo zahlreiche Initiativen aus aller Welt ihre Arbeit vorstellten. 







1948, nach dem zweiten Weltkrieg, fand die erste Vollversammlung des ÖRK in Amsterdam statt – mit dem Ziel, dass die Kirchen sich zusammenschließen müssten, um für den Frieden einzustehen. „Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein“ war ein später viel zitierter Ausdruck für diesen Friedenswillen. Der Wunsch, als Kirchen zusammenzubleiben, trotz nationaler und theologischer Unterschiede, war leitend für die Gründung des ÖRK. Vertreter von 147 Kirchen trafen sich damals, vorwiegend weiße ordinierte Männer aus Europa und Nordamerika. Heute, 65 Jahre später, waren es Delegierte aus 345 Mitgliedskirchen von allen Kontinenten, ein buntes Bild aus Männern, Frauen, Jugendlichen der verschiedensten Kirchen und Kulturen. Deutlich gestiegen ist auch der Anteil der Menschen mit Behinderung und Vertreter indigener Bevölkerungen.
Geblieben ist nach 65 Jahren der Wunsch nach kirchlicher Einheit in aller Vielfalt und das Ziel, sich gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen.


Die Beschlüsse der ÖRK-Vollversammlung kann man hier nachlesen: http://www.oikoumene.org/en/resources/documents/assembly/2013-busan/adopted-documents-statements

Donnerstag, 7. November 2013

Abschied von Busan

Ein letzter kurzer Blog-Eintrag aus Korea. Morgen früh um 8.00 bringt mich der Bus zum Flughafen. Ich reise einen Tag vor dem Ende der Vollversammlung zurück und freue mich, am Wochenende noch etwas entspannen zu können, bevor am Montag wieder der Alltag in Westfalen beginnt.

 MÖWe fliegt wieder nach Hause.


Heute stand das Thema Frieden im Mittelpunkt, und der Höhepunkt war der Auftritt der Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee aus Liberia, der wohl alle sehr bewegt hat. Sie hat eine gewaltfreie Bewegung christlicher und muslimischer Frauen geleitet, die für die Beendigung des Bürgerkrieges in Liberia 2003 eine entscheidende Rolle spielte.

Noch sind nicht alle Beschlüsse gefasst. Ich gestehe aber, dass ich die Beschlüsse am Ende weniger interessant finde das Vollversammlungs-Erlebnis als solches. Für eine Auswertung ist es noch zu früh, aber ein persönliches Fazit will ich hier schon andeuten:

1. In den vergangenen Tagen habe ich mich mit vielen Menschen getroffen, Gedanken ausgetauscht und die Versammlung reflektiert. Alle habe ich gefragt, was ihnen in diesen Tagen am wichtigsten gewesen ist. Interessanterweise haben fast alle, ob Kirchenpräsident, Ökumenereferentin oder Jugenddelegierter, mir gesagt, dass am wichtigsten die direkten und persönlichen Gespräche und Diskussionen gewesen seien, die Andachten, die Bibelarbeiten und vor allem, die unmittelbare und intensive Begegnung mit Christinnen und Christen aus aller Welt in all ihrer Verschiedenheit.

2. Es war wunderbar, ökumenische Partner unserer Landeskirche hier wieder zu treffen, aus Argentinien, Indonesien, Tanzania, Schottland, Ungarn, Palästina, den USA, den Philippinen, Rumänien, Niederlanden (wen habe ich jetzt vergessen?). Wichtig und für mich ein echter Erfahrungszuwachs waren aber auch die Gespräche mit Menschen aus Kirchen, die ich hier neu kennengelernt habe, so den Bischof einer unabhängigen Kirche aus Äthiopien, den presbyterianischen Pfarrer aus dem Iran, der methodistischen Pfarrerin aus Südafrika, dem Pressemenschen aus der United Church of Canada, dem syrisch-orthodoxen Mann aus Neuseeland, der Vertreterin des ökumenischen Netzwerkes für Menschen mit Behinderung aus Norwegen und einigen mehr.

3. Für mich bleibt die alle sieben oder acht Jahre stattfindende Vollversammlung des Weltkirchenrates in erster Linie ein spirituelles Ereignis, und es lohnt sich, das zu feiern: Dass 345 Kirchen aus aller Welt jenseits all ihrer Differenzen ihre Verbundenheit und ihren Zusammenhalt nicht nur theoretisch, sondern in der tatsächlichen Begegnung miteinander erleben und jedes mal neu konstituieren und bekräftigen - das ist ein starkes ökumenisches Zeichen, von dem die Gründer des ÖRK in der Nachkriegssituation 1948 nicht zu träumen gewagt hätten.

4. Und die mangelnde Öffentlichkeitswirkung? Das ausbleibende Medienecho? Selbst der epd-Wochenspiegel brachte in dieser Woche zwei Artikel über den ÖRK und zehn über Tebartz-van Elst.
Was wäre, wenn wir nicht bahnbrechende weltverändernde Beschlüsse von einer Vollversammlung erwarteten, vorher doch schon wissend, dass es solche nicht geben wird? Wie müsste denn ein Beschluss lauten, der die heutige Medienwelt auch nur für einen Tag interessieren würde?
Was wäre, wenn stattdessen alle beteiligten 345 Kirchen vor Beginn der Vollversammlung selbst Pressemeldungen versenden würden, in denen sie betonen, wie wichtig der ÖRK für sie ist, und beschreiben, wie sie ihre Delegierten aussenden - nicht wie zu einer beliebigen Dienstreise, sondern zu dem ökumenischen Weltereignis in acht Jahren?

Ein paar Gedankensplitter und Träume. Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, an der Vollversammlung teilzunehmen und wünsche ihr einen gesegneten Abschluss.

Ganz konkret will ich schon jetzt einladen zu der Tagung  
"Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden. 
Die Ergebnisse der 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Busan" 
am 14.-15. Februar 2014 in Dortmund, 
 gemeinsam veranstaltet vom Amt für MÖWe der EKvW, dem Gemeindedienst für Mission und Ökumene der EKiR und der Westfälischen Missionskonferenz.

Und zu allerletzt ein paar Eindrücke:


 Jugendliche im Zelt für Gerechtigkeit und Frieden


Auf dem Madang


Jugendliche aus Taiwan demonstrieren gegen Atommüll.


Mittwoch, 6. November 2013

Vollversammlungs-Endspurt

Nun ist die Zeit der Beschlussfassungen und Wahlen gekommen. Man spürt förmlich, wie sich die Stimmung verändert: Es wird eiliger und geschäftiger. Die einen versuchten noch, Einfluss auf  die Wahlen zu nehmen, die anderen, eine kühne Strategie für die inhaltlichen Beschlüsse umzusetzen. Andere - und dazu gehöre ich auch - stellen plötzlich fest, dass die Vollversammlung bald vorüber ist und sie noch eine ganze Menge Leute sprechen wollen. Also bin ich neben den Veranstaltungen derzeit häufiger verabredet mit den lieben Menschen aus der Ökumene, die ich nun vermutlich auf längere Zeit nicht mehr sehen werde.
So wird auch der heutige Blog kürzer ausfallen. Vor allem die Ergebnisse der Abstimmungen sind ohnehin besser auf der ÖRK-Homepage nachzulesen.

Heute wurde der neue Zentralausschuss gewählt: http://wcc2013.info/de/news-media/all-news/neuer-ork-zentralausschuss-gewahlt

Außerdem liegt ein neuer Konvergenztext zum Thema Kirche vor, den die Kommission Faith and Order, in der auch die Römisch-Katholische Kirche mitarbeitet, 2012 veröffentlicht hat - 30 Jahre nach dem letzten Konvergenztext "Taufe, Eucharistie und Amt", dem sog. Lima-Dokument. "Die Kirche: Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Vision" ist ein inspirierender Text, der die Lektüre lohnt und den Kirchen zur Stellungnahme zugesandt wird.
Mein Kollege Friedrich Degenhard aus der Nordkirche hat dazu folgendes geschrieben: http://wcc2013.info/de/news-media/all-news/hausaufgaben-fur-die-kirchen

Anders allerdings als vor 30 Jahren, als die ÖRK-Vollversammlung in Vancouver 1983 die Lima-Dokumente zu einem Schwerpunkt der Debatte machte und der Text tatsächlich rezipiert wurde, kam er auf dieser Vollversammlung im Plenum gar nicht vor. Lediglich eines der ökumenischen Gespräche hat sich damit beschäftigt - was sicherlich interessant, aber auch folgenlos war.

Das Plenum zum Thema "Einheit" am Dienstag fand "in einer betenden und besinnlichen Atmosphäre statt" - so hieß es in der Ankündigung. Und tatsächlich hat man es geschafft, in diesem 90minütigen Plenum das neue Kirchendokument mit keinem Wort zu erwähnen. Auch in diesem Plenum gab es keine Aussprache, sondern ausschließlich Präsentationen.

Plenum zur kirchlichen Einheit (Foto: ÖRK)

Beschlossen werden soll dagegen ein kurzer Text zum Thema Einheit: "Gottes Gabe und Ruf zur Einheit - und unser Engagement" - m.E. ein Text, der recht harmlos daher kommt und nichts sagt, was nicht schon in den vergangenen Jahren auch gesagt wurde.
Die Einheit - vor allem die mit der russisch-orthodoxen Kirche - ist eine zerbrechliche, und der Umgang mit dem Thema atmet Angst.
Ein paar kritische Worte, die auch mal sein müssen.

Montag, 4. November 2013

From Times Square to Timbuktu - neue ökumenische Herausforderungen

From Times Square to Timbuktu - so lautet der Titel eines Buches, das ich mir gerade gekauft habe. Geschrieben hat es Wesley Granberg- Michaelson, den ich in meiner "Ecumenical Conversation", dem viermal stattfindenden ökumenischen Gespräch zum Thema "Zur Einheit berufen - neue ökumenische Landschaften", kennengelernt habe. Worum geht es?




Das Christentum weltweit verändert sich: Weltweit wachsen die Kirchen, besonders in Ländern des globalen Südens, während sie in Europa und Nordamerika schrumpfen. Der Schwerpunkt der weltweiten Christenheit verschiebt sich vom Norden in den Süden, von den wohlgeordneten Kirchen der Reformation hin zu Pfingstkirchen und Kirchen, die oft gar keiner der klassischen Denominationen angehören. Mittlerweile ist ein Viertel aller Christen Mitglied einer Pfingstkirche oder einer charismatischen Kirche. Wir erleben die Entwicklung eines postchristlichen Westens und das rasante Wachstum eines nicht-westlichen Christentums. Im Weltchristentum entstehen neue Trennlinien - geographisch, theologisch, institutionell und zwischen Generationen. Für die Suche nach christlicher Einheit liegt darin eine besondere Herausforderung. All diese Kirchen sind nicht Mitglieder des ÖRK.
Zugleich kommen Christinnen und Christen aus diesen Kirchen nach Europa: Als Flüchtlinge, als Missionare etc.
Was ändert sich für die Ökumene, was für unsere Kirchen, wenn wir diese Herausforderung ernst nehmen? Die Debatte, die wir hierzu hatten, war naturgemäß breit gefächert, aber sehr anregend.

Das Global Christian Forum
Einer der Schritte, die aus dem ÖRK heraus entstanden sind, ist die Gründung des "Global Christian Forum", des weltweiten christlichen Forums. Einer Anregung von Konrad Raiser, dem ehemaligen Generalsekretär des ÖRK folgend, wurde zu einem Forum, zu einem neutralen Raum, eingeladen. Die Einladung ging bewußt an Kirchen, die nicht dem ÖRK angehören. 2000 fand ein erstes Treffen von Anglikanern, Katholiken, Evangelikalen, Orthodoxen, Pfingstlern und klassischen Protestanten in den USA statt - um überhaupt einmal miteinander ins Gespräch zu kommen.
2007 fand das erste weltweite Forum in Limuru / Kenia statt mit 230 kirchenleitenden Personen aus den unterschiedlichsten Kirchenfamilien, vor allem mit dem Ziel, diejenigen ins Gespräch zu bringen, die bislang keinerlei ökumenischen Kontakte unterhielten. Ein zweites globales Treffen gab es 2011 in Manado / Indonesien. Es war faszinierend, von den Initiatoren (der oben genannte Buchautor ist einer davon) und Teilnehmern die Geschichten der Begegnung zu hören. Es ist keine Geschichte theologischer Annäherung! Es ist aber die Geschichte wachsenden Vertrauens und vertrauensvoller Beziehung!
Dieses gewachsene Vertrauen und der Respekt vor dem Glauben und der Glaubenstradition der anderen ist hier auf der Vollversammlung deutlich spürbar - zum Beispiel daran, dass der Präsident der Pentecostal World Fellowship, Dr. Prince Guneratnam, ein Grußwort gehalten hat, ebenso wie der Direktor des Lausanne Kommittees für Weltevangelisation, Dr. Michael Oh, und Dr. Thomas Schirrmacher, der Vorsitzende der theologischen Kommission der Evangelischen Allianz (der sich übrigens sehr deutlich von den sich auch evangelikal nennenden Demonstranten abgrenzte, die am Eröffnungstag lautstark den ÖRK zum Verlasssen des Landes aufgefordert hatten).
Was wäre, wenn wir solche Foren auch in unseren Städten und Regionen hätten? Wenn wir als ACK alle anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften einlüden, um einander kennen zu lernen - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Das Globale Christliche Forum ist in jedem Fall inspirierend für den eigenen Kontext, die eigene Kirche.

Die Grußworte findet man übrigens hier: https://www.oikoumene.org/en/resources/documents/assembly/2013-busan/messages-to-the-assembly

Und das Globale Christliche Forum: http://www.globalchristianforum.org/

Mission in sich wandelnden Kontexten


 Die zweite Woche der Vollversammlung hat begonnen. Thematische Schwerpunkte sind Mission (Montag), Christliche Einheit (Dienstag), Gerechtigkeit (Mittwoch), Frieden (Donnerstag).


Der Tag gestern hat mich wirklich begeistert: Nach einer - wie immer - tollen Bibelarbeit in Kleingruppen fand das Plenum zur neuen Missionserklärung des ÖRK statt: "Gemeinsam für das Leben: Mission und Evangelisation in sich wandelnden Kontexten". Beschlossen wurde diese bereits 2012 vom Zentralausschuss, so dass sie gestern nur präsentiert und vertieft wurde.

Mission bedeutet, zu erkennen, wo der Geist am Werk ist, und mitzumachen
Anders als die letzte Missionserklärung des ÖRK von 1982 geht die neue theologisch von der Pneumatologie aus. Das bedeutet, dass Mission in erster Linie auf das Wirken des Heiligen Geistes zurückgeht. Aufgabe der Kirche ist es, dies zu erkennen und sich daran zu beteiligen.

Mission von den Rändern her
Vor allem aber geht die neue Erklärung davon aus, dass die Mission der Zukunft eine "Mission von den Rändern" her sein wird. Zitat: "In der Vergangenheit ebenso wie in der Gegenwart haben sich vorherrschende Formen der Mission häufig ausgerichtet an einem Modell des Dienstes für die Menschen an den Rändern der Gesellschaft. Dabei wurden bzw. werden die Ausgegrenzten häufig als Empfänger und nicht als eigene Akteure der missionarischen Arbeit gesehen." Und weiter: "Jesus Christus tritt in Beziehung zu den Menschen, die in der Gesellschaft am stärksten ausgegrenzt werden und wendet sich ihnen zu, um allem lebensfeindlichen Kräften entgegenzutreten und sie zu verwandeln. ... Mission von den Rändern her versucht, gegen die Ungerechtigkeiten in Leben, Kirche und Mission anzugehen. Sie versucht, eine alternative missionarische Bewegung zu sein und die Vorstellung zu widerlegen, dass Mission nur von den Mächtigen zu den Machtlosen hin verlaufen kann, von den Reichen zu den Armen, von den Privilegierten zu den Ausgegrenzten."

Faszinierend ist für mich neben dieser Schwerpunktsetzung, dass sie gemeinsam von Kirchen und kirchlichen Strömungen verantwortet wird, die sich normalerweise gerade in Fragen von Mission nicht gerade durch Einigkeit auszeichnen. Dies spiegelte das gestrige Plenum wider, dessen Auftakt u.a. ein thematisches Grußwort von Thomas Schirrmacher, dem Vorsitzenden der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, bildete.
Dann folgten sehr gute Vorträge von Stephen Bevans, katholischer Priester und Professor in Chicago, von Cecilia Castillo Nanjarí, Kirche der freien Pfingstmissionen in Chile, sowie von Bischof Geevarghese Mor Coorilos vom Syrisch-Orthodoxen Patriarchat von Antiochien, Metropolit in Niranam in Indien, und Vorsitzender der Kommission für Weltmission und Evangelisation.
Ich hoffe, die Vorträge noch im Wortlaut zu bekommen und weitergeben zu können
Die Missionserklärung ist hier zu finden: http://www.moewe-westfalen.de/fileadmin/media/Bilder/Content/Aktuell/Busan_2013/Gemeinsam_fuer_das_Leben.pdf

 Ich habe gestern mit vielen Menschen darüber geredet und vor allem sehr positive Kommentare gehört. Spannend wird sein in unserem eigenen Kontext zu bearbeiten, welche neuen Perspektiven sich daraus für unsere Arbeit konkret ergeben.

Teatro Ekyumenikal, Theatergruppe vom Nationalen Kirchenrat auf den Philippinen


Pressekonferenz mit Bischof Dr. Geevarghese Mor Coorilos, Prof. Dr. Kirsteen Kim (Vorsitzender und stellvertr. Vorsitzende der Kommission für Weltmission und Evangelisation) sowie Dr. Jooseop Keun, dem ÖRK-Sekretär der Kommission für Weltmission und Evangelisation


Schade fand ich allerdings, dass es im Plenum keine Gelegenheit gab, darüber zu reden - nicht einmal Rückfragen oder wenige Kommentare waren möglich. Es hat den Anschein, dass man bei der Vollversammlungsplanung alles versucht hat, Konflikte zu vermeiden, und das wohl so verstanden hat, dass man Gespräche überhaupt vermeidet. Die normalen Delegierten und BesucherInnen hören fast nur zu - und sprechen auf den Gängen oder beim Essen miteinander. Zum Austausch sind eigentlich zwei andere Arbeitsformen gedacht: die Ökumenischen Gespräche (siehe Blog vom 31.10.) und die Arbeitsgruppen auf dem Madang. Hier besteht die Gelegenheit, sich in Kleingruppen von 50-200 Personen mit Themen zu beschäftigen, die im Plenum nicht vorkommen oder Plenumsthemen zu vertiefen. Inhaltlich total spannend! Allerdings ist meine Erfahrung, dass auch hier vorwiegend (von Männern) vorgetragen wird und man/frau erneut überwiegend zuhört.

Ansonsten:
- wurden gestern die acht Präsidenten des ÖRK gewählt (http://wcc2013.info/de/news-media/all-news/vollversammlung-wahlt-neue-ork-prasidenten),
- und wird am Mittwoch der neue Zentralausschuss gewählt.

Und wie es bei Wahlen so ist: Für kurze Momente weicht die Eintracht dem eisenharten Machtinteresse, um danach wieder in harmonische Geschwisterlichkeit überzugehen.

Samstag, 2. November 2013

Eindrücke von Vielfalt

Nach den vielen Worten der letzten Einträge hier ein paar Eindrücke vom Madang - benannt nach den Innenhöfen traditioneller koreanischer Häuser -, wo verschiedene Themen Gestalt annehmen:

Mit dem Friedenszug - Peace Train fuhren mehrere hundert Menschen von Berlin aus nach Korea zur Vollversammlung, um ein Zeichen für die Wiedervereinigung und für Versöhnung zu setzen. 
Mehr unter: www.peacetrain2013.org


Der Stand der gastgebenden koreanischen Kirchen


Einheit in Verschiedenheit ;)


International Association of Women Ministers


Prayer for Gender Justice- Gebet für Gender-Gerechtigkeit


Und: Täglich produziert der ÖRK einen Nachrichten-Film für YouTube. So bekommen auch die zuhause Gebliebenen einen sehr lebendigen Eindruck vom Geschehen: http://www.youtube.com/watch?v=dpz5thGMcsE&feature=share

Die Texte gibt es hier: http://www.oikoumene.org/de/resources/documents

Die eigentliche Vollversammlungshomepage ist diese: http://wcc2013.info/de/

Höhepunkte der ersten Tage - Gerechtigkeit und Frieden

Am freien Samstag eine erste Zwischenreflexion auf die vergangenen Tage: Welche Themen stehen im Vordergrund? Wo waren meine persönlichen Highlights?

Dem Motto der Vollversammlung entsprechend "Gott des Friedens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden" nimmt die Frage nach dem aktiven Handeln der Kirchen und des ÖRK für Gerechtigkeit und Frieden einen breiten Raum ein. Schon im Eröffnungsgottesdienst wurde in einer Klagelitanei konkret benannt, worunter Menschen in den Regionen der Welt leiden: Immer wieder wurde auf Gewalt gegen Frauen und Kinder, Menschenhandel, Vergewaltigung als Kriegswaffe, häusliche Gewalt hingewiesen. Eine weitere Situation des Leidens ist der Nahe Osten, vor allem der Krieg in Syrien und der Exodus der Christen aus der Region. Und die Folgen des Klimawandels, die vor allem von den Betroffenen aus der Pazifik geschildert werden.

Der Bericht des Vorsitzenden des Zentralausschusses, Walter Altmann aus Brasilien, zählte zahlreiche Situationen auf, in denen der ÖRK in den letzten sieben Jahren aktiv gewirkt hat: Beim Zustandekommen des UN-Abkommens über Waffenhandel, Initiativen zur Überwindung von Gewalt zwischen Muslimen und Christen in Nigeria, das Ökumenische Begleitprogramm in Israel und Palästina, aber auch in Kolumbien, die Unterstützung zur Aufarbeitung der Diktatur in Brasilien.
Auf dem Markt der Möglichkeiten - der hier koreanisch Madang heißt, benannt nach den Innenhöfen koreanischer Häuser - stellen Gruppen und Initiativen ihre Aktivitäten zu Gerechtigkeitsthemen eindrücklich dar, und es ist immer gut, zu verweilen und denen zuzuhören, die hier mitarbeiten.

Für die erste thematische Einheit zum Thema der Vollversammlung hatte der ÖRK drei Referenten eingeladen und damit inhaltliche Schwerpunkte gesetzt. Diese drei Vorträge gehören zu dem besten, was ich hier bisher gehört habe: Zuerst Dr. Michel Didibé, Geschäftsführer von UNAIDS, aus Mali, der über die internationalen Herausforderungen von HIV/AIDS redete, und das mit einer seltenen Klarheit:
 Drei Ziele hob er hervor:
1. „Zero infection!“
2. „Zero discrimination!”
3. „Zero death!“
Diese Ziele anzuerkennen und mitzutragen ist eine notwendige Aufgabe christlichen Kirchen. Sie sind in vielen Regionen der Welt die wichtigsten zivilen und sozialen Einrichtungen, die Aufklärung und Hilfe anbieten können. Aber sie sind gleichzeitig häufig auch genau die Einrichtungen, die HIV Infizierte moralisch verurteilen, stigmatisieren oder sogar ausgrenzen.

Dann Dr. Wedad Abbas Tawfik, Professorin in Kairo, aus der Koptisch-Orthodoxen Kirche, die die Situation der Christen in Ägypten und im Nahen Osten thematisierte.

Und schließlich Bischof Duleep de Chikara, ehemaliger anglikanischer Bischof von Colombo in Sri Lanka, der eindrücklich eine Theologie der Leidenden skizzierte, in deren Mittelpunkt die Würde und die Menschenrechte stehe, und die so auch gemeinsam mit anderen Religionen wirken könnte. Ein echtes Highlight fand ich seinen Vorschlag, in den Mittelpunkt ökumenischer Gottesdienste die Fußwaschung zu stellen: "As we are not able to celebrate communion together in ecumenical assemblies, why don't we celebrate a liturgy of foot washing instead?"

Es ist wichtig, dass die Menschen und die Kirchen aus diesen Leidenssituation auch auf dieser Vollversammlung gehört werden, und dass sie die Unterstützung der Kirchen weltweit erfahren. Welche der Themen am Ende in Statements oder Resolutionen besonders hervorgehoben werden und in Programmen besonders bearbeitet werden, wird sich in der nächsten Woche entscheiden. Eine spirituelle Tiefe liegt aber darin, dass diese Zeugnisse gehört werden und in den Andachten und Gebeten immer ihren Raum haben. So weisen sie über das individuelle Erleben hinaus und werden im Gebet geteilt. Das ist Ökumene!

Donnerstag, 31. Oktober 2013

Vollversammlungs-Alltag

Der dritte Tag der Vollversammlung. Alltag ist eingekehrt, die erste Aufgeregtheit hat sich gelegt, und die Gespräche und Sitzungen sind intensiv und konzentriert.


Diese Riesen-Konferenz ist wirklich hervorragend organisiert: Busse bringen alle Teilnehmenden von den Unterkünften pünktlich zum Tagungsort und wieder zurück. Zahlreiche Freiwillige aus den koreanischen Kirchen und internationale jugendliche Stewards sorgen für reibungslose Abläufe, für Tee und Kaffee, Übersetzungs-Kopfhörer, die nötigen Papiere - und das mit großer Geduld und Freundlichkeit. Man kann sich auf die Inhalte konzentrieren und muss sich nicht mit Orga-Fragen ablenken lassen. Da hat der ÖRK sehr gute Arbeit geleistet.
Einziges Manko: Es gibt kein gemeinsames Mittagessen, sondern jede/r kann in einem der umliegenden Restaurants essen gehen. Das erfordert gute Verabredungen im Vorfeld, und nimmt m.E. etwas von der Gemeinschaft auch mit den Menschen, mit denen es nicht Geschäftsmäßiges zu besprechen gibt, sondern die man einfach mal am Tisch träfe.

Einige haben mich gefragt, wie der Tagesablauf aussieht.
Um 8.00 nehmen wir den Bus vom Hotel, um 8.30 beginnt die Morgenandacht. Von 9.15 - 10.15 finden Bible Studies statt, in gleichbleibenden Kleingruppen. Das ist für mich ein echter erster Höhepunkt des Tages, bin dort mit Baptisten aus den USA, einem Orthodoxen aus Indien, einer orthodoxen Studentin aus Griechenland, einem Presbyterianer aus Ghana, einer Frau aus Nigeria, die der Church of the Lord Aladura, einer afrikanischen unabhängigen Kirche, angehört, einem Professor aus Australien u.a. zusammen, und es ist ein sehr intensiver und offener Austausch - leider immer zu kurz. In diesen Gesprächen findet ökumenische Begegnung am unmittelbarsten statt.
Es folgt eine Plenumssitzung zu einem der Schwerpunktthemen der Vollversammlung, durch Präsentationen und Vorträge: Themen sind Asien, Mission, Christliche Einheit, Gerechtigkeit und Frieden.
Nach der Mittagspause folgen Plenumssitzungen, die parlamentarischen Charakter haben, in denen die  Vorlagen diskutiert und dann auch beschlossen werden. Auch die Wahlen zum neuen Zentralausschuss und des Präsidiums finden in diesen Sitzungen statt.

 
Im Anschluss, von 16.15-17.45, folgen die sog. Ecumenical Conversations, ökumenische Gespräche, in denen grundlegende Themen vertieft debattiert werden. Es werden 21 Themen angeboten, man nimmt dann kontinuierlich vier mal für 90 Minuten an so einem Gespräch teil, in Gruppen von 80 bis 120 Personen. Man verpflichtet sich zur kontinuierlichen Teilnahme an allen vier Gesprächen. Sie begannen gestern und werden heute fortgesetzt.
Die letzte Sitzung findet von 18.15-19.45 statt. Nach der Abendandacht geht es dann um 20.30 zurück zu den Hotels.
Damit ist der Tag aber in der Regel nicht zuende. Es finden noch unterschiedlichste Treffen statt. Gestern zum Beispiel von 21.00 - 23.00 eines von insgesamt drei Treffen der EKD-Delegation, zu der auch Leute wie ich, die nicht als Delegierte hier sind, eingeladen sind.
Die Tage sind also sehr voll, und der Müdigkeitspegel steigt von Tag zu Tag - was aber der Intensität der Gespräche keinen Abbruch tut.


Mittwoch, 30. Oktober 2013

Feierliche Eröffnung der ÖRK-Vollversammlung

Heute morgen wurde die 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Busan eröffnet. Nach den kleineren Vorkonferenzen hatte das Konferenzzentrum heute Kirchentagscharakter. Neben den etwa 4.000 internationalen Teilnehmenden waren auch zahlreiche Christen aus den gastgebenden koreanischen Kirchen zur Eröffnung erschienen.
Ein koreanischer Chor in traditionellen Kleidern begleitete den Eröffnungsgottesdienst.


In der anschließenden Eröffnungsveranstaltung stellten die koreanischen Kirchen ihre Geschichte in einer eindrucksvollen Präsentation dar, die in Form einer Oper bzw. eines Musicals aufgeführt wurde.

Die Missionsgeschichte Koreas

Das Thema Einheit und die Überwindung der Teilung Koreas steht immer im Mittelpunkt und ist ein bleibender Schmerz in diesem Land. Die Kirche zeigt ihren Einsatz für die Wiedervereinigung des Landes, ihre Mission für Frieden und Einheit. Das wirkt beeindruckend und widersprüchlich zugleich - sind doch gerade die Kirchen in Korea tief gespalten. Die gastgebenden Kirchen, die Mitglied im ÖRK sind, begrüßen uns herzlich im Kongreßzentrum - und gleichzeitig demonstrieren draußen die Mitglieder anderer, evangelikaler, Kirchen gegen den ÖRK.



Die verschiedensten Vorwürfe wurden hier auf Plakaten gegen den ÖRK erhoben, sowohl der Verrat Koreas an die Kommunisten als auch an die Japaner und manches mehr (das zumeist mit den tatsächlichen ÖRK-Aktivitäten nichts zu tun hat).

Der Eröffnung im Gebäude hat dieser Protest keinen Abbruch getan. Und dennoch zeigte er eine Facette der Zerrissenheit dieser sich so sehr nach Einheit und Harmonie sehnenden Kirchen.

Das Thema kirchlicher Einheit steht natürlich auch auf dem Programm der Vollversammlung. Ihm gilt hier mein besonderes Interesse. Nicht zu übersehen sind die Probleme, die der ÖRK heute hat. Sowohl der Generalsekretär als auch der Präsident sprechen sie in ihren Berichten offen an: Die Finanzprobleme und die geringer werdende öffentliche Wahrnehmung gehören dazu. Auch eine abnehmende Identifizierung mit dem ÖRK bei einigen Mitgliedskirchen. So nehmen 10% der Mitglieder gar nicht an der Vollversammlung teil. Auf der anderen Seite sind aber gerade drei neue Mitgliedskirchen aufgenommen worden, mit weiteren werden entsprechende Gespräche geführt. Im vom ÖRK initiierten Globalen Christlichen Forum findet die Begegnung auch mit den Kirchen (vorwiegend Pfingstkirchen) statt, die nicht Mitglieder werden wollen oder können, aber doch dem ökumenischen Gespräch gegenüber aufgeschlossen sind.
Die Reflexion über "diversity" und "unity" nahm im Bericht Walter Altmanns, des ÖRK-Präsidenten, einen breiten Raum ein, und vor allem der Wunsch, beisammen zu bleiben - im Streben nach christlicher Einheit, als Zeichen an die Welt und mit der Herausforderung einer gemeinsamen Mission.
Der Generalsekretär Olav Fyke Tveit hob in seiner Rede den geplanten Pilgerweg für Gerechtigkeit und Frieden hervor, der u.a. von den deutschen Mitgliedskirchen auf den Weg gebracht wurde, und betonte, dass es nicht nur um Aktivitäten gehe, sondern vor allem um die gemeinsamen Aktivitäten: "This is a real pilgrimage, not merely one of ideas, but a movement that aims at something that is to be achieved or to be found. It will be marked by many initiatives and by many stages along the way. Our success will be measured not only by our progress, but by the experience of moving together."

Für mich hat die Vollversamlung - neben allen Diskussionen und Beschlüssen - vor allem eine spirituelle Bedeutung: Das Sichtbar- und Erlebbarwerden ökumenischer Einheit von Christinnen und Christen aus mehr als 300 Kirchen weltweit und das gemeinsame Gebet für Gerechtigkeit und Frieden.

Und zu guter letzt: Die rheinisch-westfälische Ökumene klappt gut. Hier Ursula Thomé vom Gemeindedienst für Mission und Ökumene der EKiR und ich beim Eröffnungsgottesdienst:



Montag, 28. Oktober 2013

Es geht los: Frauenvorkonferenz

Der Tag der Vorkonferenzen: Im BEXCO-Tagungszentrum starteten gestern die Vorkonferenzen für Frauen und Männer, für Jugendliche, für Indigene und für das Aktionsbündnis von Menschen mit Behinderung.
Die Frauenvorkonferenz begann mit einer Begrüßungspräsentation durch die koreanischen Frauen und wurde dann von Mary Tanner, der ÖRK-Präsidentin für Europa, und Olav Fykse Tveit, dem ÖRK-Generalsekretär, eröffnet.
Mit einem großen rosa Geburtstagskuchen wurde an das 60jährige Bestehen des Frauenprogramms des ÖRK erinnert, das 1953 ins Leben gerufen wurde. Erinnert wurde u.a. an die ÖRK-Frauenreferentinnen Bärbel Wartenberg-Potter und Aruna Gnanadason, die maßgeblich zur Stärkung von Frauen in den Kirchen beigetragen haben.

Dass die Frage von Frauen und Männern in der Kirche keine bloße Frage von Gleichberechtigung ist, sondern vor allem eine ekklesiologische Frage, wurde immer wieder betont. Das heißt: Wie muss die Kirche aussehen, die Gerechtigkeit und Frieden mit Frauen und Männern verwirklicht?


In verschiedenen Podien und Gesprächsgruppen ging es um die Erfahrungen von Frauen in kirchlichen Leitungsämtern - in Zimbabwe, Korea, Chile, USA, Libanon und Indonesien. Neben den Leidenserfahrungen von Frauen in patriarchalen Gesellschaften stand vor allem die gegenseitige Stärkung und Ermutigung im Vordergrund und die Arbeit an Strategien zur Veränderung. Mit Energie und Witz berichteten die Podiumsteilnehmerinnen von ihren Herausforderungen und Hoffnungen.

Am frühen Abend standen dann die Situationen von Frauen im Kongo, in Palästina und in Südafrika im Mittelpunkt. An den Themen "Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe", "Frauen als Friedensstifterinnen im Nahen Osten" und "Frauengesundheit, Sexualität und HIV" wird heute mit Blick auf die entsprechenden ÖRK-Programme weitergearbeitet werden.

Neben den Veranstaltungen war es schön, Frauen aus der Ökumene wiederzutreffen: Die ersten, die wir trafen, waren zwei Frauen aus West-Papua, die wir durch die VEM kannten. Dann die niederländische Ökumenereferentin Karin van der Brouke, die im Juli am Leuenberg-Symposion der EKvW teilgenommen hat.
Geprägt war der Tag von der starken Teilnahme koreanischer Frauen, die speziell zur Frauenvorkonferenz angereist waren.

Hier einige Eindrücke:

Koreanische Frauen im Gespräch


Mercy Oduyoye, Theologin aus Ghana, im Gespräch mit Esther Kilaghbian vom Middle East Council of Churches.


Christina Biere, westfälische Pfarrerin und (Noch-)Zentralausschussmitglied, zusammen mit einer orthodoxen Frau aus Griechenland.

Und sonst -
- habe ich noch immer mit dem Jetlag zu kämpfen - bin mitten in Nacht fit und munter, dafür dann mitten am Tag müde,
- ist das Wetter jeden Tag super, auch wenn wir im Kongresszentrum wenig davon bemerken,
- ist auch die Wetterfrage eine kontextabhängige: Die Frauen aus Papua frieren furchtbar, während wir zuwenig Sommerbekleidung mitgenommen haben,
- finde ich koreanisches Essen noch nicht so toll, wie der Reiseführer verspricht, und freue mich täglich mehr über "western food".

Sonntag, 27. Oktober 2013

Sonntag in Busan

Bei blauem Himmel und Sonne haben wir die Stadt etwas erkundet, bevor morgen die Konferenz beginnt.
Hier ein paar Eindrücke:
Es ist uns gelungen, ein U-Bahnticket am Automaten zu erwerben, und in der Innenstadt, in Nampo-dong, anzukommen.
Dort waren wir auf dem Jagalchi-Fischmarkt, dem größten von Korea.




Fisch und Meeresgetier aller Art wird hier verkauft und auch zubereitet. Die zahlreichen kleinen Garküchen waren von Ausflüglern gut besucht.

Im Hafen:


Eine beeindruckende Trommelgruppe:




Dann im Yongdusan-Park - beliebtes Ausflugsziel in Busan:



Wir hatten Glück und erlebten eine Tanzaufführung im Park, in traditionelle Kleidern:


Yongdusan bedeutet Drachenkopfberg - voilá:


Tausende herzförmiger Schlösser besiegeln die ewige Liebe:


Krönender Abschluss war der Besuch des Busan-Turms, der mit seinen 120 m ein wunderbares Panorama über den Hafen und die Stadt bietet:


Ein schöner Sonntag, der uns geholfen hat, hier anzukommen und wenigstens ein paar Eindrücke zu sammeln.
Morgen um 8.30 Uhr beginnen die Vorkonsultationen, für Jugend, Frauen und (erstmals auch) Männer.

Samstag, 26. Oktober 2013

Nach einem Zwischenstopp in Peking sind wir gestern mittag in Busan angekommen.


Am Flughafen wurden wir schon freundlich von ÖRK-Mitarbeitenden empfangen und bekamen erste Infos.
Ein paar allererste Eindrücke - noch übermüdet und von den sieben Stunden Zeitdifferenz etwas durcheinander:
Sonne und Wärme!
Die Herausforderung der koreanischen Sprache - Schilder und Beschriftungen nicht lesen können - mit englisch kaum weiterkommen.
Verkehrskollaps in der Großstadt - Weg vom Flughafen zum Hotel im Schritttempo - der Wirtschaftsboom Koreas zeigt sich auch an den Autos: Mittelklassewagen und SUVs, und allem: viele davon.
Schöne Unterbringung am Strand Haeundae.
Abendlicher Strandspaziergang: Junge Leute sind unterwegs, Live-Musik und eine tolle nächtliche Silhouette der Stadt.